Innovations-Lockdown verhindern. Staatliche Innovationsförderung nutzen ohne Angst.
Aufgrund der Geschäftseinbrüche sind die Ressourcen für Innovationen zur Zeit meist knapp – seien es Geldressourcen oder spezielle Fähigkeiten und Know-how: Es fehlen die freien Geldmittel, neue Einstellungen sind schwer zu vertreten und zu finanzieren – und wohl schon gar nicht für Projekte, die einen „return of invest“ erst in mehreren Jahren abwerfen werden. Heißt das, dass man seinen Betrieb in einen "Innovations-Lockdown" schicken muss? Erst mal wieder Geld verdienen und sich später dann um die Zukunft kümmern? Gegenfrage: Kann man es sich denn leisten, die Zukunft „auf die lange Bank zu schieben“? Ist dann die nächste Katastrophe nicht schon vorprogrammiert? Also ein klassisches Dilemma zwischen Pest und Cholera – oder gibt es einen Ausweg? Den gibt es und er ermöglicht es nicht nur, erforderliche Innovationen jetzt anzugehen. Er ermöglicht es vielleicht auch, gerade hierbei die Auslastung zu stabilisieren und die Firma gesund aufzustellen.
Der Ausweg lautet: Staatliche Förderung.
Das Problem der Innovation und seiner Finanzierung ist ja kein neues. Schon immer war es schwierig, Mittel und Kapazitäten für etwas bereitzustellen, das nicht die allernächsten Probleme löst - selbst wenn man sich bewusst ist, dass man damit die Probleme nur verschiebt und die Zukunft der Firma aufs Spiel setzt.
Um diese Problematik, gerade auch bei mittelständischen Firmen, weiß der Staat auch. Darum fördert der Staat bewusst Innovationen. Nicht nur aus Freude daran - sondern er weiß: Ein rohstoffarmes Land wie Deutschland lebt seit vielen Jahrzehnten - und auch in Zukunft - von Erfindungen, Innovationen und Knowhow. Deutschland ist nun mal ein Land der Erfinder und Macher. Wenn Deutschland erfolgreich sein will, so muss es einen ständigen Strom an Erfindungen und Innovationen auf den Markt bringen - davon lebt das Land via Steuern und gesicherter Arbeitsplätzen - und davon profitiert umgekehrt auch die stärkste wirtschaftliche Macht Deutschlands, der Mittelstand.
Daher hat der deutsche Staat auf Bundes- wie auf Länderebene, ja sogar auf Regionalebene Förderinstrumente geschaffen, die insbesondere dem Mittelstand helfen sollen, Innovationen zu kreieren und in Produkte umzusetzen. Das lässt sich der Staat einiges kosten - weiß er doch, dass dies eine gute Investition in die Zukunft darstellt und sich mehrfach auszahlt auf längere Sicht. Daher ist er auch daran interessiert, dass der Mittelstand diese Förderinstrumente annimmt und nutzt.
Doch ein großes Hindernis dabei ist: Nur wenige mittelständischen Firmen kennen die Instrumente, wissen, wie sie abgerufen und bedient werden. Zudem: Manche Firmen haben auch Angst vor überbordender Bürokratie, vor Einflussnahme auf ihre Entscheidungen, vor Regressforderungen im Misserfolgsfall oder vor der Kooperation mit eventuellen Konkurrenten. Zu Unrecht!
Staatliche Förderung funktioniert, wenn sie richtig eingefädelt wird.
Aus Erfahrung mit einer langen Reihe von Förderprojekten auf unterschiedlicher Ebene – von Regionalförderung über Landes- und Bundesförderung bis zu EU-Förderung – kann ich diese Fördermittel nur jedem Mittelständler ans Herz legen. Ich selbst habe über viele Jahre solche Förderprojekte akquiriert, durchgeführt und verantwortet – zwar als Vertreter eines größeren Konzerns, jedoch in praktisch jedem Projekt zusammen mit mittelständischen Firmen, die immer einen großen Nutzen daraus zogen – ich möchte sogar sagen, einen größeren Nutzen als die Großindustrie. Und das soll auch aus Sicht der Fördergeber so sein.
Die Förderlandschaft ist dabei sehr vielfältig. Sie reicht vom Forschungs- und Innovationsförderung des Bundesministeriums für Wirtschaft (BMWi) über das Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BmBF) bis zur Förderung durch die Länderministerien, regionalen Einrichtungen und in ganz erheblichem Umfange durch die Europäische Kommission. Auch hier mit besonderer Beachtung der Einbeziehung von mittelständischen Unternehmen.
Wie abgesichert muss diese Innovation und Produktumsetzung sein? Wenig bis gar nicht. Es muss eine begründbare Aussicht auf Erfolg geben – dies muss dargelegt werden. Aber es wird bewusst das Risiko gefördert. Es ist sogar umgekehrt: Wo wie bei linearen Weiterentwicklungen kein Risiko zu erkennen ist, dort gibt es auch keine Förderung. Genau an diesem Risiko beteiligen sich die Fördergeber. Was aber auch heißt, dass der Fördergeber nicht das volle und alleinige Risiko trägt. Das geförderte Unternehmen muss einen gewissen Teil des Risikos mit tragen – das ist auch wichtig, um die Ernsthaftigkeit des Vorhabens zu unterstreichen und einen effizienten Ablauf zu garantieren. Typische Fördersummen pro mittelständischem Projektpartner liegen typischerweise im Bereich einiger 10.000 Euro bis zu einstelligen Millionenbeträgen.
Wie kommt man nun als kleines oder mittelständisches Unternehmen an solche Förderprogramme? Man kann auf den Webseiten der Fördergeber die jeweiligen Ausschreibungen leicht finden. Allerdings empfiehlt es sich bei den ersten Anträgen, diese zusammen mit Partnern zu stellen, die schon über etwas Erfahrung in der Formulierung dieser Anträge und auch Durchführung solcher Projekte haben, denn hinter den verklausulierten Texten stehen oft ganz bestimmte Erwartungen, und die Förderregelungen und Förderbedingungen der einzelnen Fördergeber sind oftmals für den Ungeübten schwer zu verstehen. Ein erfahrener Partner liest diese mit Leichtigkeit und kann im Zweifel die richtigen Fragen stellen. Alternativ kann man sich auch an Firmen oder Berater wenden, die mit solchen Förderprogrammen Erfahrung haben und einem helfen können – bei der Ausarbeitung des Antrages, bei der Gestaltung des Förderprojektes, bei der Suche nach Projektpartnern und der Integration unterschiedlicher Firmen in ein homogenes Konsortium.
Auch in Zeiten knapper Kassen und personaler Ressourcen sollte man auf keinen Fall die Zukunft aufs Spiel setzen und erforderliche Innovationen zurückstellen - wer die Zukunft heute aufs Spiel setzt, ist spätestens morgen am Ende - um so mehr, wenn er in einem innovationsreichen Umfeld agiert. Man muss dabei jedoch nicht alles aus dem Bestehenden bestreiten! Innovation wird staatlich mit erheblichen Mitteln gefördert, Knowhow kann in Partnerschaften für die eigene Innovation genutzt werden. Man muss allerdings auch wissen, wo diese externen Ressourcen liegen und wie sie nutzbar gemacht werden.
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